#1

Die Story

in Fortsetzungskrimi - DIE STORY 03.03.2014 03:23
von Gaby | 174 Beiträge

V O R S I C H T !

Hier kann es blutig werden. Erzählt wird ein Krimi in Fortsetzungen von diversen Autoren. Die Passagen sollten nicht zu lang werden und möglichst im Wechsel mit anderen Schreibern erfolgen.


zuletzt bearbeitet 08.03.2014 08:53 | nach oben springen

#2

RE: Die Story

in Fortsetzungskrimi - DIE STORY 20.03.2014 22:11
von Gaby | 174 Beiträge

Es war noch dunkel und der Himmel leicht bewölkt, das Meer kräuselte sich. Eine leichte Briese wehte über die Dünen und strich durch den Strandhafer. Ein Stück Papier hatte sich an einem Treibholz im feuchten Sand verfangen und zappelte vom Wind angefacht um seine Freiheit. Sonst war alles unauffällig am Schönberger Strand.

Jetzt würde es nicht mehr lange dauern, bis der Wecker von Torge Janssen klingeln würde, was eigentlich völlig überflüssig war, denn Torge hatte seine innere Uhr, die ihn täglich um dieselbe Zeit aufwachen ließ, selbst wenn der Wecker sich versagen würde. Er würde die Decke zurückschlagen, sich im Bett aufsetzen und den Wecker mit einer Handbewegung zum Schweigen bringen, um anschließend mit seinen Füßen nach den alten Schlappen zu angeln, die grundsätzlich vor dem Bett verweilten, weil Torge sie dort zur Nacht abstreifte, bevor er sich ins Bett legte. Danach würde er aufstehen, das Schlafzimmer verlassen, die nächste Tür rechts aufstoßen und sich einer Katzenwäsche im Bad zu unterziehen. Für Torge reichte es morgens, sich das Gesicht zu waschen, mit der Hand über die Bartstoppeln zu fahren und sich die Zähne zu putzen. Die Haare trug er so kurz, dass sie weiter keinem Styling bedurften. Später würde er sie ohnehin unter der marineblauen Strickmütze verbergen. In der Küche angekommen, würde er sich im Kühlschrank die Milchtüte greifen, einen kräftigen Schluck aus der Tüte nehmen und einen Schuss davon in seinen Kaffeebecher gießen. Torge hatte die Espresso-Kanne grundsätzlich schon am Vorabend vorbereitet, so brauchte er morgens nur den Herd einzuschalten, um in baldigen Kaffeegenuss zu kommen. Er würde das alte Radio unter dem Küchenregal einschalten und sich ein wenig von Musik und Nachrichten beschallen lassen, bevor er zum Möltenorter Hafen aufbrechen würde, um mit seinem alten Fischkutter, der fast 30 Jahre zählte, auszulaufen.

Doch an diesem Tage würde Torge Janssen nicht auslaufen. Er würde sich keiner Katzenwäsche unterziehen, keinen Kaffee in der Espressokanne kochen. Der Tag war noch immer nicht angebrochen, der Wind blies ebenfalls noch in den Strandhafer und auch das Stück Papier hatte sich noch nicht vom Treibholz befreien können. Der Strand war beinahe menschenleer - bis auf Torge Janssen, der in den Dünen lag, mit dem Gesicht im feuchten Sand. Er würde nie wieder mit dem Fischkutter auslaufen. Noch immer lehnte das Fahrrad von Torge auf dem Deich an der Holzbank und wartete geduldig.

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#3

RE: Die Story

in Fortsetzungskrimi - DIE STORY 08.04.2014 17:22
von Boombastik | 9 Beiträge

Plötzlich schreckte Alex hoch. Verdammt! Schon so spät! Wieso hatte der Wecker nicht geklingelt? Ein Blick nach links verriet den Grund. Dort lag sie. Jessica! Wegen diesem jungen Mädchen hatte Alex tatsächlich vergessen den Wecker zu stellen. Und das am ersten Tag nach dem Urlaub.

Jessica war neu in der Stadt und als Alex sie das erste Mal traf, wurde sie von einer Gruppe halbstarker Jungs bedrängt. Beschützend ging Alex dazwischen, verpasst einem der Jungs einen Kinnhaken, trat mit einem Drehkick einem anderen in den Bauch und rammte einem Dritten das Knie zwischen die Beine, bevor auch nur einer wusste, was geschah. Die Hand des jungen Mädchens wurde ergriffen und noch bevor die schockierten Jungs etwas unternehmen konnten, rannten die beiden davon, auch wenn die Jugendlichen sie ohnehin nicht verfolgten.

Es folgten wundervolle gemeinsame Tage. Jessica blieb bei Alex und weil sie sowieso nicht wusste, wohin sie sollte, durfte sie, so verrückt es war, in der kleinen Wohnung bleiben.

Die 18 Jährige Blondine war in die Stadt gekommen, um ihren Freund zu überraschen. Überrascht hatte sie ihn wirklich, denn als sie ihn aufsuchte, war er gerade dabei, sich mit einem anderen Mädchen zu vergnügen. Auf frischer Tat ertappt! Die Situation war zu eindeutig, denn seine Hand lag auf ihrer Brust und er versuchte gerade dem Mädchen seine Zunge in den Hals zu schieben. Jessica würde diese Situation nie vergessen. Umgehend verließ sie die Wohnung ihres Freudes und irrte ziellos durch die Gegend, bevor sie auf die Jungs traf. Dass Alex sie gerettet hatte, war ein Glücksfall. Was nicht hätte alles passieren können. Und so versuchte Jessica alles, um sich ihrem Retter erkenntlich und dankbar zu zeigen.
Da Alex ohnehin Urlaub hatte, konnten die beiden gemeinsam die Stadt erkunden, Spaziergänge am Strand unternehmen, Abends ausgehen oder einfach nur in der Wohnung oder im Bett herumtollen. Aber jetzt war der Urlaub vorbei. Wie schnell die Zeit doch vergehen konnte, wenn man angenehme Gesellschaft um sich hatte.

Genug Zeit vertrödelt. Alex sprang auf und stürmte ins Bad. So schnell es ging, wurde sich gewaschen und angezogen. Zurück im Schlafzimmer gab Alex der noch schlafenden Jessica ein Küsschen auf die Stirn. Es war abgemacht, dass sie noch weiter in der Wohnung bleiben durfte, während Alex zur Arbeit gehen würde, so sehr war das Vertrauen mittlerweile gewachsen, obwohl sie sich erst einige Tage kannten. Für Frühstück blieb keine Zeit. Alex würde sich auf dem Weg etwas besorgen müssen. So wäre die Verspätung nur sehr kurz. Aber das war nichts neues für die junge Kommisarin Alexandra Harder.


zuletzt bearbeitet 08.04.2014 17:25 | nach oben springen

#4

RE: Die Story

in Fortsetzungskrimi - DIE STORY 16.05.2014 20:03
von Gaby | 174 Beiträge

Das Tageslicht löste den Nachthimmel über dem Strand und in der Stadt ab. Eine Möwe überflog die Dünen und ließ etwas auf Torge Janssen fallen. Die Straßenlaternen löschten ihr Licht, die Ampeln sprangen an, der Verkehr nahm zu und auch die ersten Jogger hatten sich am Strand und auf dem Deich vorbeigehetzt. Es war ein Hund, der Torge gefunden hatte. Kläffend stand er vor der Leiche und wartete, dass man ihn dafür loben würde. Stattdessen wurde er zurückgepfiffen. Aber dabei wollte es der Schnauzer-Labradormix nicht bewenden lassen. Kaum bei seinem Besitzer angekommen, lief er wieder zu dem Toten in die Dünen zurück. Und wieder erklang ein scharfer Pfiff gefolgt von einem energischen Ruf: "Mascha!" Dieses Spielchen wiederholte sich noch zweimal, dann wollte sich der junge Mann ansehen, was seine Hündin immer wieder in diese Düne zog, die weder vom Strand noch vom Deich einsehbar war.

Simon hatte schon viele Krimis gesehen und war eingefleischter "Tatort"-Fan. Aber es war etwas völlig anderes, selbst der typische Spaziergänger zu sein, der einen Toten findet. Aber war dieser Mann überhaupt tot? Musste er sich nicht erst davon überzeugen, ob der Mann vielleicht nur bewusstlos war oder betrunken oder gestürzt und hilflos? Jedenfalls lag er starr mit dem Gesicht nach unten. Vorsichtig stuppste er den Körper mit seiner Schuhspitze an, darauf gefasst, dass dieser im nächsten Moment den Kopf heben oder seinen Fuß packen würde. Aber nichts von dem geschah. Simon herrschte seine Hündin an, endlich das Gekläffe einzustellen, bevor er sich vor den Toten kniete. Mascha setzte sich beleidigt und winselte nur noch leise, leicht mit dem Schweif wedelnd. "Hallo? Können Sie mich hören?" Wie erwartet erhielt Simon weder eine Antwort noch sonst eine Reaktion. Simon griff nach der Hand, um den Puls zu fühlen, aber die Hand war steif und starr. Er stand auf und auch die Hündin sprang auf und tänzelte vor ihm herum. Dann zog er endlich das Handy aus der Tasche, entfernte sich einige Schritte und wähle den Notruf. Er erzählte der netten Telefonstimme von seinem Fund und beschrieb so genau wie möglich, an welchem Strandabschnitt er sich gerade aufhielt und bestätigte, dass er sich nicht vom Tatort entfernen, aber auch nichts verändern würde.

Ein Herumstreicher durchsuchte währenddessen auf dem Deich den Papierkorb an der Bank, an der das Fahrrad von Torge Janssen lehnte. Er fischte eine Limo-Pfandflasche aus dem Papierkorb und steckte sie in die Plastiktüte, die er bei sich trug. Kurz beäugte er das Fahrrad und stellte mit geübtem Blick fest, dass es nicht verschlossen oder angeschlossen war. Er schaute sich kurz um, schwang sich dann auf das Fahrrad und radelte davon.


zuletzt bearbeitet 02.06.2014 12:37 | nach oben springen

#5

RE: Die Story

in Fortsetzungskrimi - DIE STORY 02.06.2014 13:06
von Gaby | 174 Beiträge

Als Alexandra Harder am Tatort in den Dünen ankam, war das restliche Ermittlungsteam und die Schaulustigen, welche durch ein Absperrband zurückgehalten werden sollten, bereits vor Ort. Alex stand an der Leiche mit ihrem Coffee-to-Go-Pappbecher, der immer noch zu heiß war, um ihn in einem Zuge auszutrinken. Für mehr Frühstück hatte die Zeit an ihrem ersten Arbeitstag nach dem Urlaub nicht gereicht. Sie starrte die Leiche an, ohne sie wirklich zu sehen. Zu sehr war sie noch in Gedanken zu Hause bei Jessica. Was würden ihre Kollegen wohl sagen, wenn sie mitbekämen, dass sie neuerdings mit einer Frau zusammen war, ja sogar zusammen lebte? Und wie lange könnte sie das verschweigen? War es vielleicht nur aus einer Urlaubslaune heraus passiert oder könnte sich eine ernsthafte Beziehung daraus entwickeln?

Aus ihren Träumen gerissen, teilte der untersuchende Arzt ihr mit: "Auf den ersten Blick kann ich keine Fremdeinwirkung für die Todesursache erkennen, was aber nicht bedeutet, dass er zwangsläufig eines natürlichen Todes gestorben ist. Zumindest gibt es keine Kampfspuren. Aber es ist höchst ungewöhnlich, dass er mit dem Gesicht im Sand liegt. Erstickt ist er jedenfalls nicht."
Gedankenverloren fragte die junge Kommissarin, auf den Rücken des Toten zeigend: "Was ist das?"
Dem Arzt rang es ein Lächeln ab: "Das ist ein Möwenschiss."
"Oh, natürlich, jetzt sehe ich es auch. Welche Möwe macht denn sowas? Hatte die noch eine Rechnung offen?"
Der Kommissarin war klar, dass sie sich jetzt zusammenreißen und sich auf den Fall konzentrieren musste: "Weiß man schon, wer der Tote ist? Und wer hat ihn gefunden?
Ihr Kollege klappte sein Notizblock um und antwortete: "Ja, einer der Strandbesucher kennt ihn. Es ist Torge Janssen, ein Kutterfischer aus Möltenort. Er würde regelmäßig mit seinem Rad an diesen Strandabschnitt fahren und den Sonnenuntergang beobachten. Er sitzt dann einfach so in den Dünen und schaut aufs Meer."
"Und wo ist sein Fahrrad?"
"Tja, gute Frage. Wir haben weit und breit kein Fahrrad gefunden."
"Könnte er mit jemandem hierher gefahren sein? Wäre es denkbar, dass er mit seinem Mörder hergefahren ist?"
"Denkbar wäre es schon, aber ich vermute eher, dass man das Fahrrad geklaut hat. Er soll es meist unverschlossen oben auf dem Dein an die Bank gelehnt haben."

Ein anderer Polizeibeamte trat an Alex heran und teilte ihr mit: "Viel an Spuren gibt es hier wirklich nicht. Simon Martens, sein Hund und einige Schaulustige haben die Fußspuren gründlich beseitigt, bevor wir hier eintrafen."


zuletzt bearbeitet 03.06.2014 03:55 | nach oben springen

#6

RE: Die Story

in Fortsetzungskrimi - DIE STORY 30.06.2014 16:35
von Boombastik | 9 Beiträge

Dies war schon seltsam. Wie war Herr Janssen gestorben? Man würde die Ergebnisse der Gerichtsmedizin abwarten müssen. Der Pfundort der Leiche gab keine Hinweise. Sorgsam schritt die Polizistin durch den Sand um sich selbst davon zu vergewissern. Vertrauen war gut, Kontrolle aber besser. Vielleicht hatte jemand etwas übersehen, irgendeinen kleinen Hinweis. Aber ihre eigene Kontrolle ergab ebenfalls keine Hinweise. Nicht einmal die Fußspuren des Opfers waren zu sehen, obwohl Spuren im Sand normalerweise länger blieben, als bei einem anderen Untergrund. Theoretisch könnte es sogar möglich sein, dass das Opfer gar nicht hier gestorben war, sondern irgendwo anders und hier hin gebracht wurde. Das fehlende Fahrrad unterstützte diese Theorie, aber es könnte auch sein, dass es einfach mitgenommen wurde, wenn es tatsächlich nicht verschlossen wurde.

Alexandra wandte sich wieder an den Polizeibeamten. "Dieser Simon Martens hat die Leiche gefunden? Ich möchte ihn sprechen. Und versuchen sie herauszufinden, was für ein Fahrrad das Opfer besaß. Geben sie eine Fahndung danach raus. Hatte das Opfer schon Familie?" Das Verständigen der Angehörigen war eine Aufgabe, die sie nicht gern übernahm. Zu wissen, dass man eine Nachricht überbringen musste, welche den Empfänger in den meisten Fällen aus der Bahn werfen und schockieren würde, war nicht leicht. Man benötigte viel Feingefühl und Alexandra war sich nicht sicher, ob sie dies besaß. Doch sie würde es lernen müssen, denn immerhin gehörte auch dies zum weiteren Aufgabengebiet ihres Berufes.


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